Die Infationszeit

Die schwierige Lage des Vereins wurde verschärft durch die Infation 1923. Ständig mussten  Ausschankpreise, Auszahlungen und Löhne angepasst werden. Der Kassenstand betrug Ende November 1923 ca. 1,6 Billionen, was nach der Geldentwertung gerade 1,60 Rentenmark entsprach.

In der Endphase der Infation gelang es, statt Geld Mehl als Bezahlung für Wein zu bekommen, wovon jeweils 1 Pfund je abgelieferter Logel Most an die Mitglieder verteilt wurde. Ende 1923 organisierte man sogar einen Waggon Saatkartofeln gegen „Wein aus der unteren Klasse“.

„Die Türchen der Herbstlotten müssen offen stehen, wenn man abends in den eigenen Hof
fährt, damit niemand Most mit nach Hause nimmt. Das Lesegut muß sehr sorgfältig sortiert
werden. Minderwertige oder unreife Ware wird zurückgewiesen. Der Vorsitzende mahnt die
Mitglieder, daß es nicht zu Ausschreitungen
kommen soll und Ruhe und Besonnenheit zu
wahren!“
(Aus dem Protokoll einer Herbstversammlung)

Die Zwanziger Jahre und die Weltwirtschaftskrise

Die „goldenen zwanziger Jahre“ wirkten sich in der Pfalz kaum aus, da diese zunächst von französischen Truppen besetzt war und ab 1925 erst langsam den Anschluss an das Reich fand.
Auch die Weinwirtschaft litt unter dieser Abgrenzung der Pfalz. Der Weinabsatz des Vereins verschlechterte sich weiter in Folge der Weltwirtschaftskrise nach dem Börsencrash 1929.

Die Arbeitslosigkeit stieg immer schneller, die Menschen konnten sich weniger Wein leisten. Die Weinpreise fielen ebenfalls; auch in der Gaststätte musste der Viertel-Preis zurückgenommen werden. Einen breiten Raum in den Sitzungen nahmen die Beratungen zum Verkauf der Weine ein. Nur wenig wird über Flaschenweinverkauf berichtet. Die großen Mengen wurden bei Versteigerung abgesetzt, zumal der Winzerverein nicht ohne Stolz Mitglied im Verband Deutscher Naturweinversteigerer e.V. bzw. im Verein der Naturweinversteigerer der Rheinpfalz war.

Die Kriegszeit

Die Satzung von 1918 wurde 1938 durch ein neues Statut des Reichsverbandes der deutschen landwirtschaftlichen Genossenschaften ersetzt. Der darin enthaltene Passus „Die Mitgliedschaft können erweerben alle Personen, weelche die blutmäßigen Voraussetzungen für den Erweerb des Reichsbürgerrechts erfüllen“ wurde 1946 handschriftlich durchgestrichen.

Schon 1937 beschloss die Verwaltung auf Druck des Verbandes, „für alle Zeit die Juden bei jedem Geschäftsverkehr auszuschließen. Dieser Beschluss weird dem Verbande und der Kreisleitung der N.S.D.A.P. in Neustadt mitgeteilt“.

Während des Krieges war die Stimmung in den Protokollen gedrückt: „Der Vorsitzende eröfnete die Versammlung mit deutschem Gruße und gedachte der verstorbenen Mitglieder und besonders der gefallenen Krieger… Als Neumitglieder weurden fast nur noch Frauen aufgenommen, oft mit dem Zusatz an Stelle ihres gefallenen Vaters, Bruders oder Ehemannes“.

An anderer Stelle drückt sich die Verbitterung gegen Parteiorgane noch deutlicher aus:
„Mit Mühe und Not arbeitet der Winzer den ganzen Tag nur zur Erhaltung seiner Existenz und auf brutale Weise steuert man ihm seine sauren Ersparnisse weg, und der beste Weg für diese Menschen wäre die Front, wo sich so viele strebsame fleißige Winzersöhne schon verblutet haben und noch verbluten werden.“

Die Sechziger Jahre

Das Jahr 1960 brachte einen mengenmäßig großen Herbst, so dass die Einlagerung des Mostes Probleme bereitete. Kurzerhand schafte man sich drei Schwimmbecken an, von denen man das größte mit 50.000 Liter Inhalt ins Kelterhaus stellte, die beiden kleineren mit je 20.000 Liter in den Saal. Allerdings waren diese sehr schwer zu entleeren und zu säubern. Auch konnte man den Wein mit Planen nur ungenügend unter Luftabschluss halten, was der Qualität abträglich war. Dafür hätte man buchstäblich im Wein schwimmen können.

Wegen der großen Ernte 1965 bestellte man bei der Küferei Dietz 5 Holzfässer zu je 7200 Liter und etliche Stahl- und Kunststofftanks; Edelstahlgebinde waren noch nicht in Mode. Der große Gewölbekeller unter der Gaststätte mit Holzfässern von 2400 bis 9600 Litern war ein Schmuckstück und wurde auch für repräsentative Zwecke genutzt. Der Keller unter dem Saal war ebenfalls mit Holzfässern bestückt.

1961 kaufte man eine halbautomatische Abfüllanlage von Seitz für 28.600 DM und konnte in der nächsten Generalversammlung berichten, dass sich der Flaschenweinverkauf verdoppelt hatte.

Die Achtziger Jahre

Das neue Weinrecht ließ eine Förderung durch die EU erst ab einer Betriebsgröße von 100 ha zu, der Winzerverein hatte aber nur 70 ha.
Die vom Raifeisenverband angeregten Fusionsgespräche mit einer benachbarten Genossenschaft lehnten die Mitglieder 1978 fast einstimmig ab. Man war sich einig, dass der Verein mit seinen berühmten Weinlagen eine Chance am Markt habe. Man versuchte den Verkauf ab Hof zu stärken und baute 1979 den neuen Verkaufsraum.

Schon Ende der 70er Jahre hatte sich der Geschäftsverlauf positiv entwickelt. Auch zu Beginn des neuen Jahrzehnts konnte der Umsatz gesteigert werden. Doch dann erschütterte der „Glykol-Skandal“ die Weinwelt: in Österreich waren Weine durch Zusatz von „Frostschutzmittel“ zu höheren Qualitäten verbessert worden; die Verbraucher waren verunsichert. Als solche Weine auch nach Deutschland gelangten und mit hiesigen Produkten illegal verschnitten wurden, brach das Vertrauen in den Wein völlig zusammen. Dass naturgemäß die Fassweinpreise nachgaben, traf den F.W.V. besonders hart, da er bisher den Großteil des Weines auf diesem Absatzweg verkaufte. Die Verwaltung verstärkte die Werbung für den Direktverkauf und öffnete ehrenamtlich das Probierzimmer auch an Samstagen.

Die Neunziger Jahre

Musste zu Beginn des Jahrzehnts vor jeder Auszahlung noch über Wechselschulden und Auszahlungsfinanzierung gesprochen werden, so konnte man ab 1995 der Generalversammlung erstmals über Habenbestände in Höhe der jeweiligen Auszahlung berichten. Durch intensive Werbemaßnahmen, vor allem Radiowerbung, gelang es den Barverkauf ab Hof stetig zu steigern. Endlich konnte man sich 1998 auch die fällige Renovierung der Gaststätte leisten: Das Dach wurde neu gedeckt, eine Zentralheizung eingebaut und die Küche renoviert. Allerdings zog  der Austausch der baufälligen Fenster im Gemäldezimmer einen Rechtsstreit mit der Denkmalbehörde nach sich, den der Verein vor dem Amtsgericht gewann.

1998 gelang nach intensiven Verhandlungen die Zupachtung des Weingutes „Mossbacherhof“ und damit die Vergrößerung der Weinbergsfäche in den besten Lagen. Wir lesen darüber in den Protokollen: „Der Geschäftsführer beurteilt diesen Vertragsabschluss als einen historischen Augenblick, da man nicht nur die Flächen eines renommierten VDP-Weingutes übernommen hat, sondern sich für die nächsten 20 Jahre in den Forster Spitzenlagen ein gutes Verkaufskontingent geschaffen hat.“
Besondere Gewächse aus diesen Weinbergen werden bis heute als „Selektion Mossbacherhof“ ausgebaut und in einer eigenen Produktlinie im gehobenen Qualitätssegment vermarktet.